01. September 2025
Restrukturierung eines Unternehmen auf Basis des Viable System Models
Ausgangssituation im Unternehmen
Das Unternehmen stand vor der Herausforderung, Projekte sehr unterschiedlicher Größen-ordnungen und Komplexitäten gleichzeitig zu bearbeiten. Das Spektrum reichte von kleineren Bauvorhaben, wie Mehrfamilienhäusern, bis hin zu großflächigen Quartiersentwicklungen mit diversen Nutzungsarten – darunter Wohnen, Nahversorgung, Gastronomie und betreutes Wohnen.
Diese Vielfalt führte zunehmend zu organisatorischen Spannungen. Die vorhandenen Strukturen konnten den unterschiedlichen Anforderungen der Projekte nicht mehr gerecht werden. Mitarbeitende wechselten häufig zwischen Projekten („Jobhopping“), Verantwortlichkeiten waren nicht klar abgegrenzt, und die übergreifende Steuerung erwies sich als ineffizient.
Zielsetzung
Ziel des Projektes war es, die Organisationsstruktur so zu gestalten, dass sie die unterschiedlichen Projektgrößen und -anforderungen flexibel und effizient bewältigen kann. Grundlage hierfür bildete das Viable System Model (VSM) nach Stafford Beer, welches Organisationen als lebensfähige, sich selbst steuernde Systeme begreift.
Vorgehen
Im Rahmen der Reorganisation wurde die bestehende Struktur anhand der Prinzipien des Viable System Models analysiert und neu ausgerichtet.
Dabei standen insbesondere folgende Maßnahmen im Vordergrund:
Systemische Segmentierung der Projektlandschaft:
Differenzierung der Bauvorhaben nach Größe und Komplexität, um spezifische Anforderungen besser abbilden zu können.
Bildung spezifischer Projektteams:
Kleine Bauvorhaben: Bildung schlanker, autonomer Teams, bestehend aus einem Architekten, einem Bauleiter und einer Teamassistenz – das sogenannte kybernetische Dreieck. Diese Einheiten agieren weitgehend selbstorganisiert und können rasch auf operative Herausforderungen reagieren.
Großprojekte / Quartiersentwicklungen: Aufbau größerer, interdisziplinärer Teams mit einer Gesamtprojektleitung, die verschiedene Fachdisziplinen integriert (z. B. Architektur, TGA-Planung, Bauleitung und Statik).
Einbindung von Planungsexperten und fachlicher Unterstützung:
Die Projektteams werden durch Experten aus den Bereichen TGA-Planung und Architektur unterstützt. Diese Spezialisten beraten bei der Planung und Umsetzung der Bauprojekte, bringen ihr Fachwissen in die technische Weiterentwicklung des Unternehmens ein und fördern den Wissenstransfer zwischen den Teams.
Dadurch wird gewährleistet, dass innovative technische Ansätze und architektonische Qualitätsstandards konsequent in die Projekte einfließen und die Organisation sich kontinuierlich weiterentwickelt.
Etablierung klarer Steuerungsebenen:
Die Gesamtprojektleitung verantwortet die Koordination der Projektteams und stellt die Zielerreichung sicher.
Die übergeordneten Funktionen Leiter Planung und Technische Leitung übernehmen die übergreifende Kontrolle und strategische Ausrichtung.
Diese berichten direkt an den Vorstand, wodurch ein klarer Informations- und Entscheidungsfluss gewährleistet wird.
Ergebnisse
Durch die Umsetzung der VSM-basierten Organisationsstruktur konnten folgende Effekte erzielt werden:
Fokussierte Projektarbeit:
Teams arbeiten konzentriert an klar definierten Aufgabenfeldern, ohne ständige Projektwechsel.
Erhöhte Effizienz:
Strukturen sind den Projektgrößen angepasst – kleine Teams agieren agil, große Teams integriert und koordiniert.
Stabile Organisation:
Reduktion von Reibungsverlusten und internen Störungen; verbesserte Kommunikation zwischen den Hierarchieebenen.
Fachliche Exzellenz und Innovation:
Durch die aktive Einbindung von Planungsexperten wird die technische und architektonische Qualität der Projekte gesteigert und die Weiterentwicklung des Unternehmens kontinuierlich gefördert.
Klarheit in den Verantwortlichkeiten:
Transparente Rollen und Entscheidungswege auf allen Ebenen.
Nachhaltige Entlastung der Führungsebene:
Die operative Steuerung wurde in systemisch funktionsfähige Einheiten überführt.
Fazit
Die Umorganisation auf Basis des Viable System Models führt zu einer nachhaltigen Beruhigung der Unternehmensstruktur. Durch die systemische Trennung nach Projektanforderungen und die gezielte Bildung autonomer, zugleich vernetzter Einheiten, kann das Unternehmen seine Reaktionsfähigkeit, Effizienz und Qualität in der Projektabwicklung signifikant steigern.
Die ergänzende Einbindung von Fach- und Planungsexperten stärkt zudem die technische Innovationskraft und architektonische Kompetenz des Unternehmens und bildet eine wichtige Grundlage für dessen langfristige Wettbewerbsfähigkeit.